Der Kern der Heilkunst
Die Digitalisierung in der Medizin - von den Patientenakten über die Diagnosestellung bis hin zu Behandlungen und operativen Eingriffen - nimmt rasant zu und löst bei vielen Menschen die grundsätzliche Frage aus: Kann künstliche Intelligenz tatsächlich an die Stelle therapeutischer Kunst treten? Können Geräte die menschliche Zuwendung, das gute Gespräch, das die Basis einer gelungenen Therapeut-Patient-Beziehung ausmacht, ersetzen?Gerade in der aktuellen Zeit machen wir die Erfahrung, dass Digitalisierung und Menschlichkeit sich nicht ausschliessen. Aber nur, wenn die Technik der Menschlichkeit dient und nicht die Technik die Menschlichkeit eretzen soll. Denn kein Algorithmus wird den einfühlsamen Austausch, die individuell gestellten Fragen des Therapeuten ersetzen können. Keine Telemedizin, keine Videosprechstunden werden den Praxisbesuch überflüssig machen - insbesondere bei älteren Menschen, die mehr als alle anderen den Mensch-zu-Mensch-Kontakt brauchen.
"Der Patient wird nicht digital, er bleibt analog". Er bleibt ein Mensch mit Freuden und Sorgen, mit Bedürfnissen, die gestillt werden möchten, mit einer Krankheit, die ihm Angst macht. Er bleibt ein Mensch, der menschlich behandelt werden möchte - und nicht wie eine Maschine, die man repariert oder auswechselt.
Das Herz der Medizin ist die menschliche Zuwendung, Heilung geschieht in einem Feld, in dem der Behandler im Dialog mit dem Patienten ist. Die Aufmerksamkeit und der Respekt, die der Therapeut dem Patienten entgegenbringen, schaffen das Klima des Vertrauens, in dem dieser seine Ängste und Hoffnungen teilen kann. Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, dem Menschen, den er vor sich hat, das Vertrauen zu geben, dass er selbst im Zentrum seiner Heilung steht, dass er heilen kann, wenn er sich mir seinen inneren Ressourcen und Heilungskräften verbindet.